Montag Morgen, fünf nach zehn. Auf dem bunten Schwungtuch im Schatten eines Wacholderbaumes befinden wir uns mittendrin im Kennenlerntag einer Kleinkindbetreuung. Wer „wir“ sind und was bisher geschah, könnt Ihr in Teil 1 der Geschichte nachlesen. Und an welchen Reisezielen Ihr solch einen Familienurlaub mit Kleinkind verbringen könnt, verrate ich Euch am Ende des Artikels.

Vier Kinder essen fleißig Äpfel, eines weint auf meinem Arm. Der Zeitpunkt ist gekommen, ich ziehe einen der rettenden Notfall-Luftballons aus meiner Hosentasche. Puste ihn auf. Fünf Augenpaare beobachten mich dabei aufmerksam, mein etwas theatralisch angestrengtes Gesicht, den leuchtend roten Ballon, der sich nach und nach mit Luft füllt. „Luftballon haben?“, fragt Emil schnell und erhebt sich. „Ich auch“, ruft Marlene, erwartungsvoll stehen beide vor mir. „Mal sehen! Wir machen damit ein Spiel, alle zusammen“, erkläre ich ihnen. „Schaut mal, Achtung, ich lasse den jetzt gleich fliegen... eins... zwei... und...... – drei!“, mit einem laut flatternden Pupsgeräusch saust er in hohem Bogen davon. Die Kinder halten den Atem an, ihre faszinierten Blicke versuchen dem Ballon zu folgen, und als er dann unter dem nächsten Busch landet ist die Begeisterung groß. „Ist gefloooogen!“, ruft Linus lachend und mit leuchtenden Augen. Marlene und Emil rennen den Luftballon holen.

Albas Augen leuchten noch nicht vor Freude. Aber: ihr Schluchzen ist verstummt. Dieses unerwartete Spektakel und die Freude der anderen Kinder haben es vermocht, sie ins Hier und Jetzt zu holen.

Marlene war schneller als Emil, „noch mal!“, ruft sie, und reicht mir den Luftballon in Windeseile. „Noch mal?“, frage ich rein rhetorisch, schaue Alba an, die nickt. Nach der dritten Runde nimmt sie diesen erlösenden, sehr tiefen Staccato-Atemzug, atmet dann lang aus und entspannt sich in meinem Arm... – wenn die Welt nach dem Weinen wieder in Ordnung gerät. Meine Rechnung ist aufgegangen. Pupsende Looping-Luftballons sind, neben den Eltern und den Äpfeln, mein drittwichtigsten Verbündeten!
 

Obwohl er seinen Hauptzweck damit nun schon erfüllt hat, folgen noch unzählige weitere Runden. Wie das so ist in diesem Alter: der unwiderstehliche Reiz der schier endlosen Wiederholungen. Dabei geht es hoch her, Lachen und Quietschen und Jauchzen und Freudenschreie hallen durch die Luft. Der Geräuschpegel lockt Luisa aus der nahegelegenen Rezeption. Neugierig kommt sie zu uns herüber und erfreut sich eine Weile an dem Spektakel.
Da bemerke ich eine Gestalt hinter einem Gebüsch, sie schaut zu uns herüber. Es ist Linus Mamma, offenbar vom Einkaufen zurückgekehrt möchte sie wohl mal unauffällig nach dem Rechten sehen. Per Daumen-hoch-Geste gebe ich ihr zu verstehen, dass alles in bester Ordnung ist. Sie scheint sich zu freuen und verschwindet wieder – Linus hat nichts bemerkt, der ist gerade nämlich emsig dabei, alle Rucksäcke unter dem Rand des Schwungtuches zu verstecken.

 

Unbeschwerte Regentänze & Bodypainting

Marlene bringt mir derweilen zum etwa dreiundzwanzigsten Mal den Luftballon zurück, aber irgendetwas ist anders. Statt ihn mir erwartungsvoll zu reichen wirft sie ihn in meinen offenen Rucksack. Dann schaut sie mich an und sagt: „Jetzt zum Schwimmpool gehen!“.
Ein verständlicher Wunsch, angesichts dieser sommerlichen Temperaturen. Doch obwohl es hier in der Ferienanlage ein Babybecken gibt, ist die kleine Gruppe zu groß für einen gemeinsamen Besuch im Pool. Aber für Mittwoch steht Kunterbunter Wasserspaß auf dem Programm, da wird uns der Gärtner im Halbschatten den Rasensprenger aufstellen. „Hier können wir es gleich ein bisschen regnen lassen!“, werde ich den Kindern dann erklären, „und dann im Regen herumlaufen!“. Alba wird verwundert in den Himmel schauen, strahlender Sonnenschein. Auf den Rasensprenger deutend werde ich erläutern: „nee, damit! Schaut mal, da sind kleine Löcher drin. Und wenn wir dahinten gleich den Wasserhahn aufdrehen, dann läuft das Wasser durch den ganzen Schlauch hindurch, bis hier her, und dann (bedeutungsvolle Pause, alle schauen mich mit großen Augen an) kommt es aus den kleinen Löchern einfach herausgespritzt!“. Eine Art Mini-Raunen wird durch die Mini-Menge gehen, Marlene wird jauchzend die Hände vor ihrem Mund zusammenschlagen, entzückt „ganz viel Regen!“ rufen, und kichern. Ein riesengroßer Spaß wird das werden! Und damit es dann noch kunterbunt zugeht, werde ich anschließend die Theaterschminke auspacken, und wir werden uns Beine und Bäuche und Arme mit kitzelnden Pinseln anmalen.
 

Künstlerische aktiv – und mein direkter Draht zu den Eltern

Für heute allerdings muss ich ihr den Wunsch abschlagen. „Ja“, sage ich, „in den Pool gehst Du bestimmt heute Nachmittag mit Deinen Eltern. Und übermorgen werden wir auch alle zusammen in der Kindergruppe mit Wasser spielen. Versprochen! Jetzt können wir uns aber erst mal gemeinsam ein Häuschen bauen!“.

Wenig später bemalen wir einen sehr großen Karton mit Wachmalstiften. Später werde ich da eine Tür und Fenster hineinschneiden, und fertig ist das Kinderhäuschen. Alba bleibt anhänglich, hat sich aber auch einen Stift ausgesucht.
Nun allerdings sehe ich Lina, die sich wackeligen aber entschlossenen Schrittes von der Gruppe entfernt. Mindestens fünf Meter ist sie schon gekommen. „Lina?!“, rufe ich ihr hinterher. Sie dreht sich zu mir um. Zeigt in irgendeine zufällige Richtung. „Mamma!“, sagt sie mit entschiedener Stimme. „Ja“, sage ich, „die ist bei Eurer Ferienwohnung und liest ein Buch. Möchtest Du noch ein bisschen mit uns spielen?“. Kopfschütteln. „Schau mal, wir könnten uns auch nochmal ein Buch ansehen!“. Kopfschütteln. „Oder möchtest Du vielleicht mit Deiner Freundin Marlene mit dem Luftballon spielen?“.

Der ist jetzt prall aufgeblasen und zugeknotet. Mit einem halben Schluck Wasser darin, damit er nicht so leicht vom Wind davon getragen wird. Dieses Mal kein Kopfschütteln mehr von Lina, nur ein vehementes „Mamma!“, und schon sie setzt ihren Weg fort. Gut, sie meint es offenbar ernst. „Okay, Lina, möchtest Du zurück zu Deinen Eltern?“. Sie dreht sich noch mal um und nickt, endlich habe ich es begriffen. Kleinkinder lieben es, verstanden zu werden. „Alles klar“, sage ich beim Aufstehen, „dann bringen wir Dich jetzt alle zusammen dahin. Okay?!“. Wieder nicken. Ich versichere den anderen, dass wir sehr bald zurück sein werden, um das Häuschen weiter zu bemalen.
Gemeinsam brechen wir auf. Alba möchte auf meinem Arm bleiben, über die andere Schulter werfe ich mir Linas Beutel mit den Wickelsachen. Emil nimmt Lina bei der Hand. Er scheint begriffen zu haben, dass unsere Mission nun darin besteht, Lina sicher nach Hause zu geleiten.

Als wir um die Ecke auf ihre Terrasse einbiegen, erblickt sie ihre Mutter lesend im Liegestuhl. Sie löst sich von Emils Hand und hastet vornübergebeugt und volle Kraft voraus ungebremst auf deren Schoß. Welch eine Freude! „Mamma!“, strahlt sie mich begeistert an, man könnte meinen, ich persönlich habe ihr gerade das schönste Geschenk der Welt überreicht. „Na, mein Schatz? Wolltest Du nach Hause? Hast Du schön mit den Kindern gespielt?“. Ein mir unverständliches Brabbeln sprudelt als Antwort aus ihr heraus, sie scheint viel zu berichten zu haben. Ihre Mutter lacht, wir verabschieden uns und ziehen zurück zu unserem Schwungtuch.
 

Ein verlässliches Angebot – ganz individuell nutzbar

Linus scheint nachdenklich gestimmt. Dann fasst er sich ein Herz. „Meine Mamma?“. Ich schaue auf meine Armbanduhr. Die habe ich mir extra für die Arbeit zugelegt, um in der Zeit mit den Kindern dieses stetige auf’s-Handy-Schauen zu vermeiden. Sein übliches 2-Stunden-Fenster neigt sich tatsächlich gerade dem Ende zu.

Während ich es dennoch auch bei ihm mit ein paar einladenden, unaufdringlichen Angeboten für alternative Aktivitäten versuche, kommt plötzlich... – Lina mit ihrer Mamma um die Ecke! Nanu?! „Ich glaube, sie will noch mal zu Euch zurück!“, sagt ihre Mutter mit einem lachenden Achselzucken. „Geht das?“. Klar geht das. Und es überrascht mich auch nicht. Immer mal wieder kommt es vor, dass Kinder in dem Moment, in dem sie erleben, dass ich eine Art Verbindungsperson zu ihren Eltern bin, ihren Willen zur Teilnahme an der Kinderbetreuung intensivieren.

Und plumps, sitzt sie wieder mittendrin! Linus hingegen möchte jetzt wirklich zu seinen Eltern. Er versucht schon, seinen kleinen Rucksack aufzusetzen, Emil eilt ihm zur Hilfe. Ich rufe Linus Eltern an, ihre Ferienwohnung liegt etwas entfernter. „Alles klar, wir kommen!“, und in wenigen Minuten sind sie da. Linus winkt mir freundlich zu, so etwas ähnliches wie „bis morgen!“ sagt er. „Bis übermorgen!“, erwidere ich lachend, „morgen ist Elterntag!“.
Linus ist lustig. Er ist super souverän, und weiß, was er will, und das will er dann auch sehr entschieden. Alle Kinder hier sind lustig, jedes auf seine Weise, jedes mit seinem ganz individuellen Wesen.

Zeit für mich, Zeit für Dich – die (evtl. „allseits“?) große Freude des Wiedersehens

Nicht mehr lange, dann trudeln gegen zwölf alle verbleibenden Eltern zum Abholen ein. Alba kullern beim Anblick ihres zurückgekehrten Papas ein paar erleichterte Freudentränen über die Wange. Aber auch ein bisschen Stolz schwingt mit in ihrer Stimme, als sie verkündet: „Alba gemalt!“.

Marlenes Eltern waren im Dorf, sie wollten eigentlich nur kurz einkaufen. Jetzt allerdings wirken sie ein bisschen wie zwei Menschen, die gerade von ihrem ersten Date kommen. „Das ist ja ein schönes Dörfchen!“, berichten sie freudig, „wir haben uns noch spontan in das Café auf der Piazza gesetzt und einen Cappuccino getrunken. Verrückt, wir hatten das total vergessen wie das ist, so ganz ohne Wirbelwind einfach mal zu zweit und ganz in Ruhe in der Sonne einen Kaffee zu trinken!“. „Wirbelwind?“, fragt Marlene. „Ja, DUUU bist der Wirbelwind“, antwortet ihr Papa lachend.

Emils Eltern werfen sich einen kurzen Blick zu, lächeln. Emil ist ruhiger. Weniger Wirbelwind, ehr eine Brise würde ich sagen. Dennoch scheint auch ihnen der Gedanke zu gefallen, einfach zu zweit in einem schönen Café zu sitzen. „Sollten wir Mittwoch vielleicht auch mal machen!“, grinst die Mutter, „wie lief es heute mit Emil?“. „Alles wunderbar“, gebe ich Auskunft, „er hat hier sehr viel grün auf unser Papphäuschen gemalt, schaut?! Und er hat Lina beim Laufen geholfen und Linus beim Rucksack anziehen! Vielleicht könnte ich ihn als Assistenten für die Saison engagieren?“.

Albas Familie war gestern Abend schon im Dorf, alle zusammen. „Wirklich super schön!“, bestätigen auch sie, „aber auch ganz schön wuselig! Danach waren wir dann auch froh, hier wieder in die beschauliche Ruhe der Anlage zurückzukehren“.
Linas Eltern frohlocke derweilen: „Na, wenn das mit der Kita-Eingewöhnung dann nächsten Monat auch so fix geht, wäre das ja phantastisch! Die haben uns gesagt, wir sollen uns so auf drei bis sechs Wochen einstellen...“. 
„Ja, dafür haben wir hier in der vamos-Betreuung leider keine Zeit“, antworte ich verschmitzt, „da wäre Euer Urlaub ja längst schon wieder um! Aber wie Ihr seht: in den meisten Fällen reichen bei uns wenige Stunden!“.

Flora und Fauna – auf Entdeckungstour im Zeitlupentempo

Und am Freitag, dem dritten und letzten Betreuungstag der Woche, erleben wir als eingespielte Gruppe dann noch ein großes Abenteuer. Denn da machen wir einen Ausflug, eine richtige Expedition! Blümchen pflücken am Wegesrand und Ameisen zählen, die Beschaffenheit von Baumrinde erkunden und viele, viele Steinchen sammeln.

Und dann treffen wir einen Käfer. Einen echten Marienkäfer! Er krabbelt einen langen Grashalm empor. Alle hocken sich um ihn herum, Linas Sicht ist von Emils Hinterkopf versperrt, aber dann bekommen wir es hin – 10 Kinderaugen beobachten aufmerksam jede seiner Bewegungen. „Soll ich ihn mal auf die Hand nehmen?“, frage ich, drei kleine Köpfe nicken eifrig, zwei sind zu sehr in ihren Betrachtungen versunken. Ich lasse den Käfer vorsichtig auf meine Hand krabbeln, ehrfürchtig verfolgen die Kinderblicke seinen Weg über meine Finger. „Möchtet Ihr auch mal?“ – Linus nickt begeistert. Als der Marienkäfer ihm den Unterarm hinaufkrabbelt, kichert er. Das kitzelt! „Käfer weg! Käfer weg!“ ruft er laut lachend, ich streiche ihn von seinem Arm, seine Augen leuchten. Was für ein Abenteuer! Ein echter Käfer, auf seinem Arm! Das war jetzt ungefähr so aufregend, wie der erste Klippensprung ins Meer für einen 12-jährigen in der Jugendbetreuung. 

Nach gut einer Stunde erreichen wir dann unser Ziel, den Hühnerstall. Ich schaue zurück in Richtung Kinderhaus. Ganze fünfhundert Meter Weg haben wir zurückgelegt! Alle Zeit der Welt zu haben, jeden Stein umzudrehen, jede Pflanze zu besprechen und jedes Tier zu grüßen – das ist wahrer Luxus im Leben eines jeden Kleinkindes. Und in einer führsorglich betreuten Gruppe unter Gleichaltrigen macht es noch mal doppelt Spaß!

Echte Urlaubsfreundschaften, und hoffentlich: bis bald!?

Am frühen Abend sehe ich ein paar der Kinder zusammen im Sandkasten spielen. Ihre Eltern haben sich offensichtlich ein paar Stühle herübergestellt und einen Aperitif mitgebracht. Das ist das Schöne in der vamos-Welt: ob klein, ob groß – es werden wirklich viele Urlaubsfreundschaften geschlossen! Und auch ich schließe während der gemeinsamen Zeit Freundschaft mit den Kindern. Sie wachsen mir ans Herz, und die Abschiede fallen mir schwer an den Wochenenden.
Aber das Gute ist: manch einmal treffe ich manch eine Familie wieder in der großen vamos-Welt – an einem anderen Ort, in einer anderen Zeit, in einem anderen Urlaub!

Und wenn Ihr nun auch Lust bekommen habt, einen Familienurlaub mit einer echten vamos-Kleinkindbetreuung zu erleben, dann könnt Ihr sie in diesen drei Reisezielen finden:

...für einen Urlaub mit Kleinkind am Meer: Podere del Gesso & Villa Kalypso
...für einen Urlaub mit Kleinkind in den Bergen: Alpenappartements Cristall

Gastbeitrag von Mechthild Aufurth, Kinder- und Gästebetreuerin bei vamos Reisen